BIOGRAPHIE

Hank Murta Adams


Hank Murta Adams (geb. 1956 in Philadelphia, PA, USA) entdeckte während seines Malereistudiums an der Rhode Island School of Design in Providance, RI, das von Dale Chihuly geleitete Glasstudio der Hochschule. Er wechselte in die Skulptur und arbeitet seitdem mit Glas. Er konnte sich als Künstler mit einer eigenhändigen Handschrift etablieren und leitete über lange Jahre als Kreativdirektor das Glasstudio am Wheaton Arts and Cultural Center in Millville, NJ.

Das Werk von Adams teilt sich im Wesentlichen in zwei Werkgruppen: Einzelskulpturen, vor allem Büsten, und modulare Arbeiten. Die Büsten sind weniger Porträts bestimmter Menschen als vielmehr allgemeine Reflexionen menschlicher Erfahrungen. Sie wirken in bisweilen grotesker, karikaturhafter Reduktion wie aus der Zeit gefallen. Mit ihren verwirrten, fragenden Blicken scheinen sie etwas erlebt zu haben, was sie noch nicht verstanden und schon gar nicht verarbeitet haben. Zuerst entstanden sie am Schmelzofen, hohl geblasen, frei geformt und mit aufgeschmolzenen Augen, Nasen und Mündern. Adams empfand sie in der Rückschau als zu süßlich (William Warmus) und verlegte sich auf Formschmelz- und Sandgussverfahren. Die rauen Oberflächen mit stehengelassenen Graten und anderen Spuren des Produktionsprozesses entsprachen nun viel mehr dem gebrochenen Charakter der dargestellten Kreaturen. Ihnen beigefügt sind Vorrichtungen, teils aus Glas, teils aus Kupfer, die wie wunderliche Antennen wirken, um Signale von Außerhalb zu empfangen: Vielleicht können sie dabei helfen, einen Weg zu finden. Vielleicht sind sie aber auch eine zusätzliche Belastung. Das massive Glas mit seinem sanften inneren Leuchten verleiht diesen verlorenen Seelen ein Stück Erhabenheit und Würde. Adams selbst interessiert am Porträt am meisten „der schmale Grat zwischen Humor und Tragödie“. Seine Arbeit sieht er als einen meditativen und heilenden Prozess. Mit seinen Büsten stellt er die Frage, wie frei wir sind, auf die er aber keine Antwort gibt. „Sie erinnern uns daran, dass die Schönheit auch am Schnittpunkt von Unglück und Absicht wohnt. Sie lauert in jeder Ecke, bereit, uns zu überraschen, wenn wir nur danach suchen“ (Robin Rice).

Die modularen Arbeiten entstehen oft in prozessorientierten Events. Sand wird auf dem Boden verteilt, in den Formen gedrückt werden. Unregelmäßige, organisch gewachsen wirkende Gitter oder Drahtgeflechte liegen um diese Hohlformen. Von ihnen ragen Kupferdrähte in die Formen und verbinden die gegossenen Glasmodule zu einer Skulptur, die später reliefartig vor einer Wand präsentiert wird. Diese Arbeiten können abstrakt gehalten sein, aber auch figürliche Züge tragen. Ihr Thema ist das Verhältnis der einzelnen Elemente zueinander. Und wenn die Gläser Gesichter tragen, dann geht es um die menschliche Gesellschaft und darum, wie Menschen zueinander stehen. In der Frage nach dem Menschlichen liegt das Bindeglied zwischen den auf den ersten Blick so unterschiedlichen Werkgruppen von Hank Murta Adams.
Uwe Claassen

Literatur:

Ragan Cole-Cunningham: Hank Murta Adams. Breaking the Mold. In: Hank Murta Adams. Contemporary Art Center of Virginia. Virginia Beach 2009, 1-5. // Sarah Fensom: Artists Coloring Jersy. Hank Murta Adams. In: Inside Jersey. Dec 17, 2012. www.nj.com/inside-jersey/index.ssf/2012/12/artists_coloring_new_jersey_hank_murta_adams.html [11.6.2015]. // The Glass Skin. Mit Beiträgen von Helmut Ricke, Susanne K. Frantz und Yoriko Mizuta. Hokkaido Museum of Modern Art, Kunstmuseum Düsseldorf, Corning Museum of Glass et al. Deutsche Ausgabe, Sapporo 1998, 20-25. English edition: Sapporo 1998, 18-23. // Robin Rice: Hank Murta Adams. www.wheatonarts.org/hank-adams-essay-by-robin-rice/ [11.6.2015]. // Robin Updike: Itʼs All In His Head – Hank Murta Adams Uses Cast-Glass Busts To Express Witty, Wacked-Out, Off-Kilter Visions. In: Seattle Post, 14.1.1999. www.community.seattletimes.nwsource.com/archive/?date=19990114&slug=2938626 [11.1.2016]. // Venezia Aperto Vetro: International New Glass. Ed. by Attilia Dorigato and Dan Klein. With Essays by Dan Klein, Susanne K. Frantz, Sylvia Petrová, Helmut Ricke, Jean-Luc Olivié and Attilia Dorigato. Venezia 1996, 94, 204. // William Warmus: Castings. Hank Murta Adams. In: Glass Vol. 66, Spring 1997, 34-39. Auch zu finden unter: http://www.warmus.com/hank_adams_essay_by_warmus.htm [11.1.2016].

Achilles-Stiftung