BIOGRAPHIE

Marek Brincko


Marek Brincko (geb. 1981 in Levoča, Tschechoslowakei) lebt in der Slowakischen Republik. Nach dem Besuch der Fachrichtung Holzbearbeitung der Technischen Sekundarschule in seinem Heimatort konnte er sein künstlerisches Talent an der Akademie der bildenden Künste und des Designs in Bratislava weiter ausbilden. Von 2000 bis 2006 studierte Brincko in der Klasse von Juraj Gavula Glas und Skulptur und schnupperte auch in die Bereiche Fotografie und Grafikdesign hinein. Noch vor dem Abschluss des Studiums konnte er als Assistent in der Werkstatt der bedeutenden slowakischen Glaskünstler Štepán Pála und Zora Palová weitere vertiefende Erfahrungen sammeln. Bis heute unterstützt er sie bisweilen bei der Realisierung ihrer Arbeiten. Seit 2006 arbeitet er im eigenen Atelier in Levoča.

Brinckos Werk mit formgeschmolzenem Glas entfaltet sich zwischen den Polen strenger Geometrie und organischer Formen, womit er ganz in der jüngeren Entwicklung slowakischer Glaskünstler steht. Gern arbeitet er in Werkgruppen. Schon bald nach dem Studienabschluss wurden seine „Light Gates“ international präsentiert: formgeschmolzene Rahmenwerke, die einen Durchblick freigeben oder von einer Rückwand verschlossen sind. Die geometrische Grundform orientiert sich oft an mittelalterlichen Architekturen, gotischen Spitzbögen und schlanken Pfeilern. Die Oberflächen sind zum Teil geschliffen und poliert, so dass der Blick in das Glasvolumen mit einer meist gedämpften transparenten Farbigkeit freigegeben ist, zum Teil sind sie aber auch mit Spuren des Schmelzprozesses rau belassen und mattiert. Das Licht und der Blick der Betrachter werden so geführt. Eine magische Stimmung entsteht und die Lichttore werden zu „Pforten in andere Welten“, wie Slavomír Cápek 2013 schrieb. Es macht einen großen Unterschied, ob der Rahmen dieser Fenster und Tore aus Stein oder Holz bestehen oder eben aus Glas, das das Licht aufnimmt und sanft strahlend wieder abgibt. Was die Betrachter durch diese Pforten sehen, bleibt ihnen selbst überlassen: der Künstler liefert ein Mittel der Kontemplation – aber keine vorgegebenen Aussagen.

Parallel arbeitete Brincko an der Werkgruppe „Plasma“, die ein organisches Prinzip vertritt: flache Elemente aus farblosem Glas und Glas einer einzelnen Farbe sind geschichtet und zu einer Platte verschmolzen, deren Flächen geschliffen und poliert sind. Je nach Stärke der übereinander liegenden Farbelemente entsteht ein vibrierend changierender Farbraum, der von Lichthell bis zu fast Schwarz reicht. Ein energetisches Anschwellen und Zerfließen, ein Wachsen und sich Auflösen entsteht, das bei wechselndem Licht nochmals Veränderungen erfährt. Skulptur und malerische Effekte gehen in diesen Arbeiten zusammen.

Eine Verbindung der beiden Werkgruppen ergab sich durch die Imkerei. Marek Brincko übernahm von seinem Vater Bienenvölker. Er ist Künstler und Imker. Und Bienenwaben haben ihn zur Serie „Organica“ inspiriert. Die sechseckigen Grundstruktur der Waben und ein Rahmenwerk um sie herum entsprechen dem geometrischen Prinzip. Unregelmäßige Wandstärken, ausfasernde Ränder, wuchernde Wülste und Ausstülpungen stehen für das Organische dieser Strukturen. Brincko setzt original Honigwaben beim Formenbau ein. Hochpolierte kalte, regelmäßige Geometrie und mattierte natürliche Strukturen mit ihren chaotischen Unregelmäßigkeiten, Riefen und Runzeln stehen hier nebeneinander und bilden ein neues Ganzes. Eine Variante sind Arbeiten der Serie „Zoom“ wie „Birth of Queen Bee“ von 2019, bei denen die Wabenstruktur nicht von realen Honigwaben abgenommen, sondern regelmäßiger und stark vergrößert vom Künstler geformt ist. Zwei weitere wichtige Werkgruppen sind die „Urianica“, zumeist geometrische Formen in grellen Neonfarben und die „Cube Labyrinths“, röhrenartige Netzstrukturen vor einer Rückwand.
Uwe Claassen

Literatur:

2B & 3B. Geometric keys to glass and painting. Múzeum Vojtecha Löfflera 22.6.2018. www.artweekuk.artweek.com/events/slovakia/art-exhibition/kosice/2b-3b [10.6.2020]. // Katarína Balúnová: About the Art Work, From the Exhibition: On Artist’s Work. In: Galéria umelcov Spiša: 9 x 9 / Spiš – Spain. Katalog zur Ausstellung 14.10.2015-21.2.2016. Spišska Nová Ves 2015, 114. // Marek Brincko: About my creation … schriftliches Künstlerstatment. O.O., o.J. // Slavomír Cápek: Ohne Titel, Text anlässlich der Ausstellung “Light Gates”. Zitiert nach: Verre Contemporain Slovaque 2016. // Sabina Jankovičová: Slovak Glass. Decades 1960-2010. Bratislava 2012. // Petra Reategui / Katarína Beňová / Miroslav Zeman: Slovakian Glass. In: Neues Glas 2/2016, 38-43. // Slovak Contemporary Glass. Galéria Nova, Katarína Beňová (Hg.), mit Beiträgen von Dan Klein, Katarína Beňová, Sabina Jankovičová, Miroslav Zeman. Bratislava 2008. // Internationale Handwerksmesse München: Talente 2008. Ein internationaler Wettbewerb für Nachwuchskräfte im Handwerk. Sonderschau der 60. Internationalen Handwerksmesse München 28.2.-5.3.2008. Katalogtext Titus Kockel. München 2008. // Verre Contemporain Slovaque. Halle du verre Claret: Katalog zur Ausstellung 4.5. -18.12.2016. Claret 2016. // Verre Contemporain Slovaque 1960-2020. Katalog zur Ausstellung 4.7.-20.9.2020 im Musée du verre de Conches. Mit Beiträgen von Éric Louet und Beáta Balgavá. Conches 2020, 114-115.

Achilles-Stiftung