BIOGRAPHIE

Bohumil Eliáš Jr.


Bohumil Eliáš Jr. ( geb. 1980 in Prag, Tschechoslowakei) wuchs in einem vom kreativen Umgang mit Glas geprägten Umfeld auf. Sein gleichnamiger Vater gehörte zu den bedeutenden Erneuerern der tschechischen Glaskunst, der hier als erster mit horizontal geschichtetem Glas arbeitete und zu skulpturaler Form fand, indem er erst zugeschnittene und teilweise bemalte Flachgläser vertikal zu standfesten Volumina verklebte und später Skulptur und Malerei durch in Formen abgesenkte und bemalte Glasscheiben zusammenbrachte. Der Junior fand Gefallen am Glas und unterstützte als Jugendlicher seinen Vater bei der Realisierung von dessen Arbeiten. Entsprechend lag es nahe, die so von der Pike auf erworbenen Fertigkeiten durch eine Ausbildung an der Glasfachschule Kamenický Šenov von 1996 bis 2000 zu vertiefen. Erste eigene Arbeiten ließen sich von denen des Vaters kaum unterscheiden. Trotz der langjährigen Prägung durch den Vater gelang es ihm aber, sich zu emanzipieren. Ivo Křen spricht von Bohumil Eliáš Junior als einer der vielversprechendsten Persönlichkeiten der jüngsten Generation tschechischer Glaskünstler, „der sich eine eigene authentische Formensprache erarbeitet hat, mit der er den künstlerischen Weg des gefeierten Vaters weiterführt“. Wie der Vater bildet auch der Sohn gemeinsam mit Jaroslav Matouš, Jan Exnar, Jaromír Rybák und Ivo Křen die Künstlergruppe Rubikon.

Ein wichtiger Schritt war die Entscheidung für ein Studium nicht an dem traditionellen Ausbildungszentrum für die kreative Arbeit mit Glas an der Hochschule für Angewandte Kunst in Prag, sondern an der Akademie der Bildenden Künste zwischen 2001 und 2007. Erste war inzwischen zwar zu einer Akademie für Kunst, Architektur und Design umstrukturiert worden. Die Glasausbildung leite mit Vladimír Kopecký ein Künstler, der das Glas überaus kritisch sieht und ihm in einer Hassliebe verbunden ist. Eliáš Junior ging an die Akademie der Bildenden Künste in die Klasse für figurale Bildhauerei von Jan Hendrych. Hier arbeitete er mit verschiedenen Werkstoffen: mit Gips, Stein, Bronze, Glas und anderen. Zudem zeichnete und malte er. Und er hielt es sich offen, gegenständlich und abstrakt zu arbeiten, so wie es für viele junge Künstler inzwischen üblich geworden ist, in ihrer Arbeit zwischen verschiedenen Themen und Methoden zu wechseln.

Eine vom Vater übernommene Arbeitsweise ist das Verkleben von zugeschnittenen und bemalten Glasscheiben. Unterschiede liegen in der Reduktion der Farbigkeit sowie der inhaltlichen und formalen Komplexität beim Sohn, die zu einer Monumentalisierung häufig beiläufiger Motive führt. Oft stammen sie aus dem Bereich der Architektur. Immer wiederkehrende Themen sind Brücken, Fenster und Durchblicke, in denen etwas präsentiert ist. Meist sind die Dinge nur fragmentarisch dargeboten. Indem die verklebten Scheiben gleich oder nur leicht variierend bemalt sind entsteht eine Reihung, deren lineare Struktur das Motiv rhythmisch wiederholt. In vielen seiner Zeichnungen und Gemälde geht Eliáš Junior ähnlich vor: Beiläufige linear gezeichnete Fragmente sind rhythmisch gereiht und bilden „abstrakte Kompositionen, die den Raum der freien Vorstellung betreten und dabei die Basis ihrer spezifischen Bedeutung verlieren“ (Ivo Křen). Inhaltliche Narrative werden so zugunsten kompositorischer Themenstellungen zurückgedrängt. Mitunter können solche Arbeiten auch figürliche Elemente wie Torsi von Menschen oder Tieren aus anderen Materialien enthalten. Ein Gegenpol sind abstrahierende Landschaften, als Glasskulptur oder Malerei, die die Energie des Erlebens von Räumlichkeit einfangen und wiedergeben. Ein weiterer Arbeitsbereich sind formgeschmolzene Skulpturen, die ebenfalls häufig serielle Strukturen und abstrahierte Gegenständlichkeit verbinden.

In ihrer puristischen Einfachheit bleiben diese Arbeiten zwischen angedeuteter Gegenständlichkeit und Abstraktion oft rätselhaft. Bohumil Eliáš Junior mag seine Kunst aber nicht kommentieren. „Ich schaffe einen Freiraum für die Fantasie des Betrachters. Er hat den Titel des Werkes zur Verfügung und soll sich ein wenig daran abarbeiten, dann kann er seine eigene Geschichte finden. Erst dann wird die Sache lebendig.“
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung