BIOGRAPHIE

Michael Kramer


Michael Kramer (geb. 1964 in Luzern, Schweiz) wusste nach dem Abitur nicht recht, was er machen sollte. Das änderte sich mit dem Besuch einer Glasfabrik. Fasziniert von der Arbeit mit dem glühenden Glas, erlernte er 1984 bis 1987 in der Glashütte in Hergiswill am Vierwaldstätter See den Beruf des Glasmachers. Bereits während dieser Ausbildung und in der Folgezeit assistierte er in den renommierten Studios von Philip Baldwin und Monica Guggisberg (Nonfoux, Schweiz), Michel Bouchard (Sancerre, Frankreich) und Pernille Basturp (Bornhom, Dänemark). Von 1988 bis 1991 studierte Kramer im nahe bei London gelegenen Farnham Produktdesign. Anschließend ging er zurück in die Schweiz, wo er den Vertrieb der Gläser von Baldwin und Guggisberg (Nonfoux Glass Zürich) übernahm und den beiden erneut in der Glashütte assistierte. Parallel realisierte er seine erste eigene Glaskollektion. Ende 1992 ging Michael Kramer nach Deutschland. In Bremen konnte er im historischen Gebäude eines Kulturzentrums ein Glasstudio übernehmen und ab 1993 seine eigene Produktion etablieren.

Die Zusammenarbeit mit Philip Baldwin und Monica Guggisberg hat die Arbeit von Michael Kramer stark geprägt. Baldwin und Guggisberg fertigten in dieser Zeit überwiegend hochwertige Gebrauchsobjekte, die sie teils selbst produzieren, zum Teil aber auch für die Glasindustrie entwickeln, z.B. für Venini. Diese Orientierung, exklusives Design mit einer hochwertigen Serienproduktion zu verbinden, hat Kramer übernommen. Die Ästhetik seiner Arbeiten beschreibt er selbst als “funktional und zeitlos”. Modetrends würden ihn nicht interessieren, dafür spiele er gern mit Farbe. Seine ersten Flaschen, Vasen und Schalen waren am schlichten skandinavischen Design orientiert. Nach einer Begegnung mit dem bedeutenden venezianischen Glasmeister Lino Tagliapietra ließ sich Kramer auch von Fadenglastechniken inspirieren. Seine Arbeiten “können es leicht mit der Eleganz venezianischer Gläser aufnehmen”, wie Rüdiger Joppien meint.

1994 musste das Bremer Studio aufgrund behördlich verfügter Feuerschutzauflagen vorübergehend geschlossen werden. Um offene Aufträge ausführen zu können suchte Kramer nach einer Alternative, die er in Mexiko fand. Er erhielt das Angebot, im Umfeld der Grupo Pavisa, einem alteingesessenen Glaserzeuger, ein Glasstudio aufzubauen, um neue Manufakturprozesse für die Verpackungsindustrie und eine eigene Produktion zu entwickeln. 1995 kehrte er nach Bremen zurück, nahm aber ab 1997 wieder die Zusammenarbeit mit den Mexikanern auf. Im Jahr 2000 ging Kramer als Teilhaber und Direktor von “Nouvel Studio” ganz nach Mexiko. Ihn reizte es vor allem, das, was er in Bremen allein realisiert hatte nun in einem größeren Maßstab mit Mitarbeitern weiterzuführen. Während Kramer in den ersten Jahre die Kollektion teils noch selbst gestaltete, hat sich seine Tätigkeit inzwischen fast ganz auf das Management verlagert. Die Zusammenarbeit mit dreizehn mexikanischen Designern und Architekten 2009 für das Projekt “13 Vasos” brachte viel Aufmerksamkeit, so dass sich “Nouvel Studio” mittlerweile zum Design- und Innovationshaus der Grupo Pavisa und zu einer international bekannten Marke entwickeln konnte.
Uwe Claassen

Skulptur: Vase

Skulptur: Vase

Skulptur: Schale

Achilles-Stiftung