BIOGRAPHIE

Concetta Mason


Concetta Mason (geb. 1956 in Bridgeport, CT, USA) ist von klein auf in die Kunst hineingewachsen. Ihre Mutter war Malerin und förderte sie früh. 1978 nahm Mason am Southern Connecticut State College, New Haven, ein Studium der Kunsterziehung auf und entdeckte dort das Glas für sich. In den nächsten Jahren erlernte sie die Arbeit am Ofen und verschiedene Techniken der Kaltbearbeitung. 1980 erhielt sie die Möglichkeit, als Assistentin im Glasatelier der School for Art and Design am Institut of Technology in Rochester zu arbeiten und dort gleichzeitig ihr Studium weiterzuführen. Schon bald nach ihrem Masterabschluss 1984 galt Mason als vielbeachtete Newcomerin, deren Arbeiten international präsentiert wurden.

Während ihres Studiums in Rochester kamen zwei Entwicklungen zusammen: Concetta Mason hatte bei ihrer Beschäftigung mit dem zeitgenössischen Glas den Eindruck gewonnen, dass bei der Oberflächengestaltung von Gefäßen das Potential noch nicht ausgeschöpft sei. Gleichzeitig war sie mit der Gefäßgestaltung in eine Sackgasse geraten: Die Arbeit am Ofen machte Spaß. In Anbetracht der Ergebnisse blieb aber ein Gefühl der Leere und des Unpersönlichen.

Dann begann Mason, ihre selbst geblasenen Gefäße bei Experimenten in Scherben zu brechen. Die Fragmente legte sie neu zusammen und erlebte diesen Gestaltungsprozess als „eine Transformation von Schönheit und Funktion in Erfahrung und Existenz“. Damit eröffnete sich ihr ein neuer Zugang zum Glas als Medium zeitgenössischer Kunst. Es dauerte einige Zeit, bis sie ein Verfahren entwickelt hatte, das Glas durch Markierungen, Erhitzen und Abkühlen durch Wasser kontrolliert zu brechen. So konnte sie den enormen Ausschuss reduzieren und vor allem konkrete Vorstellungen realisieren. Zunächst legte sie die Fragmente nur nebeneinander. Dann ging sie dazu über, sie mit Metallklammern und Scharnieren zu verbinden. In weiteren Schritten wurden sie miteinander verklebt und auf eine Basis gestellt, wobei diese erst eine Art Sockel war, der später zu Brücken und Beinen wuchs. Jedes einzelne Fragment sieht Mason als eine geschlossene Einheit, die durch partielles Sandstrahlen und Emailbemalung einen eigenen Charakter erhält. Oft setzt sie die Fragmente zur ursprünglichen Form wieder zusammen. Ihr ästhetisches Anliegen ist „das strukturelle Aufbrechen eines funktionalen Objekts“. Ein entscheidendes Kriterium ihrer Arbeitsweise ist die Möglichkeit, die Wandung von innen und außen zu gestalten, wie es normalerweise bei intakten Rohlingen nicht möglich wäre. Das tut sie durch zum Teil erhebliche Abtragungen von Material, Bemalungen und Mattierungen. So entsteht ein neues Raumgefüge in den Wandungen, das von Echos, Zusammenstößen und eigenen Rhythmen geprägt ist. Was zuerst wie ein forsches Heischen nach Aufmerksamkeit aussah, entwickelte Concetta Mason zu einer ausgereiften künstlerischen Bildsprache, hinter der sie eine Symbolik sieht: Wir Menschen sind ein Ganzes und stehen doch in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen. Wir sind gleichzeitig Eltern, Kinder und Eheleute: „Das Zerbrechen ist für mich eine geeignete Technik, dies auszudrücken. Ich verstehe ein Gefäß als menschliche Struktur.“
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung