BIOGRAPHIE

Klaus Moje


Klaus Moje (geb. in 1936 in Hamburg – 2016), ein handwerklich ausgebildeter Glasschleifer, der 1957 bis 1959 die Staatlichen Glasfachschulen Rheinbach und Hadamar besucht und die Meisterprüfung als Glasschleifer abgelegt hatte, gehört zu den Pionieren der Glaskunst, erst in Westdeutschland und dann von Australien aus mit weltweiter Bedeutung. In den 1960er und beginnenden 1970er Jahren, einer Zeit, in der die Arbeit mit der Glasmacherpfeife am Schmelzofen von Künstlern vor allen in den USA und in der Tschechoslowakei entdeckt wurde und als Nonplusultra galt, ging er, genau wie seine Frau Isgard Moje-Wohlgemuth mit ihren Malereien auf Glas, einen anderen Weg. Zu Beginn der 1970er Jahre hatten sie Farbglasstäbe gekauft, die sie eigentlich für die Herstellung von Schmuck nutzen wollten. Beim Experimentieren mit Abschnitten von diesen Stäben kam Moje auf die Idee, sie zu Mosaiken auszulegen und diese in dem Elektroofen, in dem seine Frau ihre Malereien auf das Glas brannte, zu Platten zu verschmelzen. Die Platten wurden dann in einem zweiten Ofengang über einer Form so weit erwärmt, bis sie weich wurden und sich in die Form absenkten. In Variation können die Platten vor dem Absenken erneut segmentiert und neu zusammengelegt verschmolzen sein. Die etwa drei Zentimeter starken Gebilde schliff er so weit ab, bis ein gültiges Ergebnis erzielt war. Die Technik ist grundsätzlich seit der Antike bekannt und erlebte in Venedig auch im 20. Jahrhundert in Form von mit der heißen Glasblase aufgenommener Mosaike hervorragende Ergebnisse. Diese Arbeiten waren jedoch als Designobjekte funktionell orientiert und meist über längere Zeiträume in Serie gefertigt, während der aus dem Kunsthandwerk stammende Klaus Moje zu einer künstlerischen Formensprache fand, die in Unikaten ihren Ausdruck findet.

Die Erkundung von Farbräumen steht im Mittelpunkt seiner abstrakten Werke. Meist sind es Linienmuster, die zu geometrischen Formen zusammengefügt sind oder wild aufwallende, geradezu psychedelische Farbspiele, die zum Teil an marmorierte Papiere des Barock oder die Kunst der australischen Aborigines erinnern. Im Rhythmus der Linien und Formen beginnen die Farben regelrecht zu vibrieren. Die Grundformen entsprachen zu Beginn meist streng geometrisch einem Kreis oder einem Quadrat. Mit ihrer runden Absenkung in der Mitte verweisen sie noch auf Schalen als Funktionsobjekte. Mit der Zeit sind sie aber weit darüber hinausgewachsen, „’nur’ gutes Handwerk zu sein“, wie Helmut Ricke anmerkte. Moje nutzte dann auch andere Formen wie Ovale, einfache Zylinder, Kastenformen oder flache rechteckige Paneele. Die Arbeiten werden häufig als „Malerei mit Glas“ beschrieben. Sie stehen im Kontext der Farbexperimente des Bauhausmeisters Josef Albers (1888–1976), der nach seiner Emigration 1933 in die USA zu einem wichtigen Anreger und Mitbegründer der Op Art und der Hard Edge Malerei mit ihren klar abgegrenzten Farbräumen wurde . Moje übertrug solche Farbexperimente der zeitgenössischen Malerei nicht einfach auf seine Arbeit, sondern erreichte mit seinen Mustern und den von ihm ernst genommenen Eigenschaften von mattiertem Glas, das Licht aufzunehmen und sanft wieder abzustrahlen, eine eigenständige künstlerische Position in diesem Umfeld. Wichtig war dabei die zu Beginn der 1980er Jahre aufgenommene Zusammenarbeit mit dem Farbglashersteller Bullseye Glass in Portland, OR, USA. Moje hatte immer wieder das Problem, dass die von ihm zusammengeschmolzenen Farbgläser verschiedene Ausdehnungskoeffizienten hatten, sich beim Abkühlen unterschiedlich zusammenzogen und das Glas häufig riss. Bullseye Glass entwickelte eine breite Palette von miteinander kompatiblen Farbgläsern, die für die Entwicklung von Mojes Arbeit grundlegend wurde. Ein weiteres Kennzeichen seiner Arbeit sind die großen Formate. Für die Retrospektive 2008 im Portland Art Museum entstanden seine größten Werke, die vier „Portland Panels: Choreographed Geometry“, ein Hauptwerk seines Œuvres. Sie sind je 190 mal 120 cm groß und bestehen aus über 20.000 handgeschnittenen Glasstücken. Nicht weniger eindrucksvoll sind Landschaftsimpressionen wie das sechsteilige “Pudget Sound”, eine Homage an die 150 Kilometer lange, weitverzweigte Meeresbucht, deren urbanes Zentrum Seattle ist, und die die bedeutende Pilchuck Glass School und das großartige Tacoma Museum of Glass miteinander verbindet.

Zahlreiche Lehrtätigkeiten an internationalen Glasschulen seit dem Ende der 1970er Jahre belegen die große Bedeutung, die Klaus Mojes Arbeit beigemessen wird. 1982 ging er nach Australien, um an der Canberra School of Art eine Glasklasse einzurichten und wurde so zu einem der Gründungsväter der australischen Glaskunst. Im Zusammenhang mit der Retrospektive in Portland 2008 wurde er aufgrund seiner künstlerischen Arbeit, aber auch aufgrund seiner Entwicklung von Gläsern und Verarbeitungstechniken zusammen mit Bullseye Glass als „father of the contemporary kiln-glass movement“ bezeichnet. Für Dan Klein „wurde die Art, mit der Klaus Moje Kunst produziert, zu einem eigenständigen Klassiker, der eine ganze Generation von Glaskünstlern inspiriert hat“.
Uwe Claassen 

Skulptur: Schale

Skulptur: Schale

Achilles-Stiftung