BIOGRAPHIE

Vladimír Procházka


Vladimír Procházka (geb. 1947 in Neštěmice bei Ústí nad Labem, Tschechoslowakei) ist mit seinen Arbeiten nur selten an Ausstellunegn beteiligt. Deswegen ist nicht häufig über ihn geschrieben worden. Und doch gehört er zu den originellsten Protagonisten der tschechischen Glasgestalterszene. Der Grund dafür ist ganz einfach: Er hat sich auf den Einsatz von Glas in der Architektur spezialisiert. Wer seine Arbeiten sehen will, muss zumeist an bestimmte Orte fahren.

Schon während der Ausbildung an der Glasfachschule Železný Brod zwischen 1962 und 1966 war Procházka mit dem Thema Glas in der Architektur in Berührung gekommen. Der damalige Direktor der Schule Stanislav Libenský war mit seiner Frau Jaroslava Brychotvá, die die Abteilung Glas in der Architektur beim Staatsbetrieb Železnobrodské sklo leitete, ganz wesentlich an der Entwicklung dieses Arbeitsbereichs und mit ihren formgeschmolzenen Werken an der Entdeckung des Materials Glas für die freie künstlerische Arbeit maßgeblich beteiligt. Während seines Studiums an der Hochschule für Angewandte Kunst von 1966 bis 1972 in Prag fertigte Procházka auch unikale Skulpturen und Entwürfe für Gebrauchsglas, von denen einige Deckeldosen und Schalen für Aufsehen sorgten und auf internationalen Ausstellungen präsentiert wurden. Seine eigentliche Aufgabe fand er jedoch in der Zusammenarbeit mit Architekten. Und hier ging er einen völlig anderen Weg als sein Lehrer Libenský.

Procházka nutzte lange Zeit vor allem hohle Glasröhren für die Gestaltung von Leuchtskulpturen. Sie sind leicht zu formen und wiegen nicht so viel wie massives Glas. An zahlreichen repräsentativen Orten konnte er bis zu 600 qm große Arbeiten realisieren: im Tschechischen Nationalrat (dem heutigen Parlament), im Kongresszentrum Prag, in Kirchen, Theatern und Hotellobbys, in Botschaften, Gebäuden von Außenhandelsunternehmen und Versicherungen. Auch beleuchtete Brunnen, häufig aus geschichtetem Flachglas, gehören zu seinem Œuvre. Nach der “samtenen” Revolution 1989 und den Verwerfungen im wirtschaftlichen Leben der Tschechischen Republik gelang es Procházka, sich neue Kundenkreise vor allem in den Arabischen Emiraten Dubai und Oman zu erschließen. Auch an der Ausstattung von Jachten war er nun beteiligt.

Bei der Komplexität solcher Aufträge und dem damit verbundenen Aufwand, die Wünsche, Ideen und technischen Notwendigkeiten von Auftraggebern, Architekten und ausführenden Firmen zu koordinieren, verwundert es nicht, dass die Arbeit an Skulpturen, die nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind, lange Zeit zurückstand. Mit großem Erfolg wurden 2001 und 2004 auf der internationalen Glasausstellung in Kanazawa in Japan formgeschmolzene Skulpturen von Procházka präsentiert und mit einem silbernen, bzw. einem goldenen Preis prämiert. So bestätigt verfolgt er diese Tätigkeit weiter. In seinen Skulpturen geht Procházka meist von klaren geometrischen Grundformen aus, die er bricht: der geöffnete Ring, der geteilte und verschoben neu zusammengesetzte Kegel, die geöffnete Kugel, die von Faltenwürfen durchzogene Ebene. Prägnante Farben und der Kontrast von glatten und rauen Oberflächen sind weitere Kennzeichen seiner Arbeit. Titel wie “Landslide of a Mountain”, “Twilight”, “Unearthed”, “Big Bang” oder “Refection of Waterfall” verweisen auf Inspirationen durch die Natur.
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung