BIOGRAPHIE

Davide Salvadore


Davide Salvadore (geb. 1953 in Venedig, Italien) entstammt wie so viele Glasbläser auf Murano einer Glasbläserfamilie. Der Großvater Antonio nahm ihn schon als Kind mit in die Glashütte. Von ihm lernte er das Glasblasen und den Bau der Schmelzöfen. 1966, noch als Jugendlicher, fing Davide Salvadore bei Alfredo Barbini, einem der besten Glasbläser seiner Zeit und Freund des Großvaters, an, als Glasbläser zu arbeiten. In den folgenden Jahren war er für einige der bekanntesten Glashütten Muranos tätig: Er war Teil des Teams von Loredano Rosin, arbeitete für Venini, Barovier & Toso und Salviati. 1978 wechselte er die Arbeitstechnik: Er begann, im Schmuckstudio seiner Mutter Anna Mantoan mit der Verarbeitung von Glas vor dem Gasbrenner. Es kam zu Zusammenarbeiten mit bekannten Fashion- und Designfirmen wie Yves Saint Laurent, Christian Dior, Roberta di Camerino oder Swatch. 1987 eröffnete Salvadore mit zwei Partnern unter dem Namen „Campagnol & Salvadore“ ein eigenes Glasstudio. Hier begann er Lampenglastechniken mit klassischen Ofentechniken zu verbinden und gelangte sofort zu bemerkenswerten Ergebnissen. Das führte erneut zu Tätigkeiten für einige der prestigeträchtigsten Glashäuser Muranos wie Nason & Moretti oder La Murrina. Weiter kam es zur Zusammenarbeit mit zahlreichen Designern und Künstlern wie Andrea Anastasio, Giorgio Vigna, Floris Meydam, Frank Borst oder Massimo Nordio.

Parallel zu all diesen Tätigkeiten baute sich Davide Salvadore eine Linie eigener künstlerischer Arbeiten auf. Die aufwendigsten venezianischen Techniken der heißen und kalten Glasbearbeitung nutzt er, um seine persönliche Imagination indigener Kunst Afrikas visualisieren. Er hatte ein Bild von einer afrikanischen Frau in leuchtend bunten Gewändern gesehen, die einen Krug auf dem Kopf trägt. Obwohl Salvadore zuvor nie einen Fuß auf afrikanischen Boden gesetzt hatte, erlangte dieses Bild einen großen Einfluss auf ihn: „Der starke und übersteigerte Gebrauch von Farbe, die Wahrheit und Geschmeidigkeit ihrer Bewegung inspirierte mich mit den nötigen Ideen, meine Arbeit zu beginnen. In der afrikanischen Kultur sind Farben ein fundamentaler Faktor von Identität …“, wie Salvadore meint. Abgeleitet von afrikanischen Wasserkrügen entwickelte er seine weich geformten Gefäße mit Öffnungen an mehreren schlanken Hälsen. Sie überraschen durch ihre Größe, die Farbkontraste von leuchtendem Bunt zu Erdfarben und den großen technischen Aufwand ihrer Herstellung. Durch Schliff und verschiedene Gravurtechniken, mit denen tiefer liegende, wechselnde Farbschichten der verarbeiteten Mosaikstücke und Zanfiricostäbe frei gelegt sind, wirken sie bisweilen auf den ersten Blick wie geschnitzt. Weitere wichtige Themen für die afrikanisch inspirierten Glasskulpturen von Davide Salvadore sind Saiteninstrumente seiner Serien „Chitamarra“, „Spingarpa“ und „Tiraboson“, Boote, Schilde afrikanischer Krieger und Porträtbüsten.
Uwe Claassen

Skulptur: Vase

Achilles-Stiftung