BIOGRAPHIE

Karl Schantz


Karl Schantz (geb. 1944 in Rochester, NY, USA) gehört zu den amerikanischen Glaskünstlern, die am Aufbau der kanadischen Glasszene maßgeblich beteiligt waren. Durch die Aufsehen erregenden tschechischen Glasarbeiten, die auf der Weltausstellung 1967 in Montreal gezeigt wurden, und die langsam sich verbreitenden Informationen über Harvey K. Littleton und die amerikanische Studioglas-Bewegung wurde auch in Kanada das Interesse an der künstlerischen Gestaltung von Glas geweckt. Der amerikanische Keramiker Robert Held, der am Sheridan College in Mississauga bei Toronto lehrte, besuchte 1967 einen Glaskurs von Mark Peiser an der Penland School of Crafts in North Carolina. Anschließend baute er an seiner Hochschule das erste kanadische Glasprogramm auf. 1974 lud er anlässlich der Tagung des World Craft Councils in Toronto Karl Schantz zu einer Vorführung in sein Hochschulstudio ein. Schantz hatte in den 1960er Jahren an der University of California in Los Angeles studiert und war 1969 an die School of Art and Design des Rochester Institut of Technology in den Staat New York gewechselt. 1975 kehrte Schantz nach Mississauga zurück und wurde erst Lehrer für Glastechnik und 1977 als Nachfolger von Held Leiter des Programms. Hier baute er eine Werkstatt für die Kaltbearbeitung von Glas auf und führte Techniken der Metallbedampfung, die Lampentechnik und den Sandguss ein. Von 1980 an baute er ein Glasprogramm und ein Studio für das Ontario College of Art in Toronto auf. Die Ausbildung war auf die schönen Künste ausgerichtet. Gefördert wurde vor allem das experimentelle Arbeiten, aber auch architektur- und designorientierte Anforderungen wurden gestellt. Das Programm hatte nicht zuletzt aufgrund seines offenen Zugangs einen großen Durchlauf an Studenten aus den unterschiedlichsten Disziplinen des Colleges. Obwohl es 1997 aufgelöst wurde, hat es durch seine Absolventen bis heute großen Einfluss auf das kanadische Glasgeschehen.

Die Arbeit am Ofen prägte die ersten Jahre der Karriere von Karl Schantz. Seine Gefäße waren funktionell ausgerichtet und bisweilen an antike Formen angelehnt, von denen er auch Kopien für das Corning Museum of Glass erstellte. Das Interesse an der Ästhetik antiker Kulturen verband Schantz dann mit Strömungen der zeitgenössischen Abstraktion und der Pop Art. Aus verklebten und geschliffenen opaken Farbgläsern erschuf er architekturartige Skulpturen, die einerseits durch antike Vorlagen und andererseits durch den Rhythmus ihrer Farbschichtungen geprägt sind. Auch Naturformen wie Blumen erscheinen bei ihm wie Elemente architektonischer Ornamente. Mit seinen Arbeiten sucht Schantz nach einer geistigen und physischen Ordnung, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschränkt und auf die Zukunft ausgerichtet ist. Sein Ziel ist das Finden einer universellen bzw. zeitlosen Qualität, wie Julia und Yolande Krueger anmerken. Karl Schantz sagt selbst über seine Arbeit: „Die Kunst und Architektur antiker Völker wie die Ägypter, Azteken oder Maya haben meine künstlerische Entwicklung kontinuierlich beeinflusst – bewusst und unbewusst. Ich habe diese Kulturen als primitive Baromter für Zukünftiges erforscht: ihre Sensibilität für Farbrhythmen, astrologisch orientierte Geometrien, kosmische Symbole und urbane Hieroglyphen.“
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung