BIOGRAPHIE

Aleš Vašíček


Aleš Vašíček (geb. 1947 in Ostrava, Tschechoslowakei) kam nach seiner Ausbildung 1962 bis 1966 an der Glasfachschule Železný Brod zum Glasschleifer nach Prag an die Hochschule für Angewandte Kunst, wo er bis 1972 bei Stanislav Libenský studierte. Das Schleifen von farblosem optischen Glas war zu dieser Zeit die führende Technik im tschechoslowakischen Glas. Vašíček entwickelte sich zu einem herausragenden Vertreter dieser Richtung und nahm mit seinen Arbeiten an wichtigen Ausstellungen im In- und Ausland teil. Seine abstrakten, handwerklich perfekt gearbeiteten Objekte spielten mit den ästhetischen Möglichkeiten der Lichtbrechung, so wie es damals weit verbreitet war. Vielseitig und undogmatisch lotete er die Bandbreite dieser Arbeitsweise aus, so dass ein weitgespanntes Formenrepertoire entstand. Bisweilen neigte er zu einer Vorliebe für technische Bravourstücke.

In den 1980er Jahren brach Vašíček abrupt mit der Ästhetik des optischen Glases, die er nun als steril, arrogant und unmenschlich ansah. Das war zu einer Zeit, als eine neue Generation junger Künstler aus dem Kreis der Absolventen von Stanislav Libenskýs Glasklasse nach eigenen, neuen Ausdrucksformen suchte und das formgeschmolzene Glas für sich entdeckte. Vašíček baute zwei Muffelöfen und begann ganz von vorne, sich mit der neuen Technik eine neue künstlerische Sprache aufzubauen. Schmelzformen gestaltete er ganz unmittelbar mit den Abdrücken seiner Hände und Finger oder mit bis dahin für diese Arbeit ungewöhnlichen Materialien wie Muscheln. Schon bald begann Vašíček auch wieder, die abgelegten Schleif- und Poliertechniken wieder einzusetzen – jetzt aber nicht im Sinne einer ästhetisch perfekten Schönheit, sondern um seine plastische Formensprache um weitere Kontrastmöglichkeiten zu erweitern.

Inspiriert von der antiken Vier-Elemente-Lehre, nach der alles Sein aus den vier Grundelementen, den „Essenzen“ Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht, verarbeitet Vašíček grundlegende natürliche Prozesse und Phänomene in seinen abstrakten Skulpturen. Titel wie „Symbols of Fire“, „Eruption“ oder „Hemisphäre“ sind Beispiele dafür. Kennzeichen seiner Arbeit sind geometrische Grundformen, die durch bewegte plastische Elemente im Inneren oder an der Außenseite der Skulpturen einen Widerpart finden und den Gegensatz von Ordnung und Chaos reflektieren. Sylva Petrová sieht hier einen Bezug des Werks von Aleš Vašíček zur Kunst des Barock. Tagtäglich erlebe er an seinem Wohnort Prag die barocken Häuser und Kirchen. Diese zeichnen sich, ganz wie sie es bei Vašíček sieht, durch eine strikte Ordnung aus, die von dynamischen Elementen durchbrochen wird.
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung