BIOGRAPHIE


James C. Watkins (geb. 1955 in New Iberia, LA, USA) fand während eines Kunstgeschichtsstudiums am Eisenhower College in Seneca Falls, NY zum Glas, als er 1975 an einem Glasbläserkurs am Rochester Institute of Technology teilnahm. Zunächst schloss er sein ursprüngliches Studium ab, bevor er in den Studios von Michael Joplin und William Bernstein assistierte, um das Glasblasen und kalte Verarbeitungstechniken zu erlernen. Erst dann ging er 1980 nach Providence in das von Dale Chihuly aufgebaute Glasprogramm, um hier eine künstlerische Ausbildung zu absolvieren, die er 1981 mit einem Master abschloss.

Die wichtigen Stichwörter für das Verständnis des Werks von James Watkins sind Reduktion, Variation und Metamorphose von Form. Sein erstes Thema waren bootsähnliche Installationen. Schon bald ging er dazu über, Trichter- und Becherformen zu blasen, sie aufzuschneiden, durch Sandstrahlen zu mattieren und zu bis zu beinahe zwei Meter hohen Stelen zusammenzukleben. Die Arbeiten dieser „Construction“-Serie tragen bereits wichtige Kennzeichen des ausgereiften Werks: die Reduktion auf einfache Formen und die Vermeidung der brillanten optischen Reize von Glas. Watkins geht davon aus, dass diese verführerischen Qualitäten die Einheit des Werks stören und durch Oberflächenbehandlungen wie Mattieren oder Bemalen bzw. die Kombination mit anderen Materialien wie Holz oder Zinn aufgehoben werden können.

Mitte der 1980er Jahre trieb er die Reduktion mit seiner Stillleben-Serie noch weiter voran. Flaschen, Trinkbecher und Teller sind von allem Überflüssigen befreit und auf die einfachsten Formen zurückgeführt. Die Arbeiten spielen auf die Gemälde des italienischen Malers Giorgio Morandi (1890–1964) an, die Watkins kennt und schätzt. Ohne diese Bilder zu kopieren strebte er mit seinen Arbeiten nach der perfekten Komposition und setzt sich mit Grundfragen der plastischen Darstellung auseinander: Die Bemalung entspricht Methoden, mit denen in der Zweidimensionalität ein räumlicher Eindruck erzeugt wird. Die Plastizität der Skulptur wird so zurückgenommen. Noch deutlicher wendete Watkins dieses Prinzip in seinen Reliefs auf mit Schuhcreme geschwärzten Holzplatten an, in denen er erstmals auch die bisweilen auf ein Oval reduzierte menschliche Büste mit einbezog. Trotz dieser Beschränkung auf einen geringen Formenkanon und den Verzicht auf Farben jenseits von Weiß, Schwarz und Grautönen gelang es Watkins, in zahllosen Varianten komplexe Gefüge zwischen den Volumen zu erzeugen. In dieser sich nur langsam entwickelnden „Konsistenz“ sieht der Kunstkritiker Ronald Onorato „das Herz von Watkins’ Kunst“.

Seit der Mitte der 1980er Jahre ersetzt Watkins das Glasblasen zunehmend durch Formschmelzverfahren wie Pâte de Verre. Bei den modellierten Oberflächen verzichtete er auf eine Bemalung. In den 1990er Jahren interessierte er sich für Metamorphosen von Formen und stellte Reihen von formgeschmolzenen Objekten nebeneinander, die sich evolutionär aufeinander beziehen: aus einer Gans wird über mehrere Zwischenschritte eine Vase („Goose with Tortoise Shell Vase“) oder eine Birne entwickelt sich über einen Kürbis zur Laute („Lute, Gourd and Pear“). In den letzten Jahren haben kräftige klare Farben in die Arbeit von James Watkins Einzug gehalten und seine Formen sind nicht mehr der frühen kargen Strenge unterworfen. Gemeinsam mit der Grafikerin und Malerin Elizabeth Pannell produziert er im eigenen Studio in Providance, RI, auch Gebrauchsglas, das beide unter dem Namen „Peàn Doubulyu“ vertreiben.
Uwe Claassen

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