Kugelvase

Künstler: Mieke Groot  Land: Niederlande

Zu Beginn der 1990er Jahre gab es einen radikalen Bruch. Mieke Groots Arbeit mit Steinen endete völlig. An ihre Stelle traten Glasobjekte mit einer stark farbigen, keramikartig wirkenden Haut. Von den Ideen der frühen Studioglasbewegung, die in allen Schritten die "persönliche Handschrift" des Künstlers forderte, gelöst, ließ Groot die Rohlinge für diese Arbeiten von ihren ehemaligen Schülern Richard Price und Gareth Noel Williams blasen. Es sind zumeist runde und zylindrische Formen, die zum Teil aufeinandergetürmt sind. Die Haut besteht aus einem mehrfach aufgetragenen und gebrannten Gemisch aus Emailfarbe und Sand. Je nach Stärke und Materialmischung kann diese Haut eine leicht raue Oberfläche bilden oder zu tiefschrundigen Texturen aufreißen, so dass die Assoziation an unter starker Sonneneinstrahlung ausgetrocknete Böden nahe liegt. Zunächst erhielten die Arbeiten eine einheitlich monochrome Farbgebung. Nur der obere Rand und das Innere des oft schwarzvioletten Glases blieben unbemalt und schimmern tiefgründig. Das Abgeben des Glasblasens sieht Dan Klein als eine Befreiung, die Groot dazu brachte, stärker über Farben nachzudenken. Schon bald setzte sie unterschiedliche Farbfelder und Texturen gegeneinander. Ein Liniengefüge aus schwarzen Strichen oder frei gelassenen, unbemalten Glases kann diese Felder gegeneinander absetzen. Noppen und kleine Stacheln können auf die Haut gesetzt sein und bisweilen ist die Oberfläche der Schollen im Gewirr der monochromen Risse bunt akzentuiert. Ein zentraler Ausgangspunkt für diese Werkphase ist Groots Sinn für Geometrie. "Ich bin eine geometrisch orientierte Person. Ich mag Linien. Farben verändern Masse. Das sind die Dinge mit denen ich gern spiele." Zum anderen hat sie ihr Interesse an indigener Kunst Afrikas und Asiens hierher geführt: Die mit Schlamm und Lehm als Pigmentträger aufgetragenen Farben von Körperbemalungen bilden eine zweite Haut, die während des Trocknens und durch Bewegungen aufreißt. Ihre ersten gläsernen Arbeiten kamen diesen Vorlagen ästhetisch zu nahe, so dass Groot sie vernichtete. Es geht ihr nicht darum, fremde Exotik inhaltlich in ihr Werk zu integrieren, sondern die Wechselwirkungen von stereometrischen Formen, Farben und Texturen aufeinander zu erkunden. Die Anregungen dazu können aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen: von den Texturen der Körperbemalungen Neuguineas über die Muster bunter Uniformen eines Spielmannszuges im französischen Sars-Poteries bis zur Lehmarchitektur Malis oder der Zopffrisur eines dortigen Mädchens, das partout mit auf ein Foto wollte, dass Groot von einem Gebäude machte. Die kurzen Zöpfe führten sie Monate später zu den Stachelaufsätzen einer ihrer Werkgruppen.

Eine ausführliche Biographie zu Mieke Groot lesen Sie hier.

Objekte von Mieke Groot in der Sammlung
Jahr

2004

Technik/Material

Farbloses, frei geblasenes Glas mit schwarz-violettem Innenüberfang, vielschichtig bemalt mit einer Sand-Email-Mischung

Signatur

Am Boden schwarze Emailfarbe
„MIEKE GROOT 2004“

Größe

H 23,8 Dm 24,7cm

Inv.-Nr.

12/0100

Tags

Niederlande

Achilles-Stiftung