Jahr

1990

Technik/Material

Zweiteilig, Gebrauchsglas, gesägt, aufeinander gelegt, bemalt, Drahtgeflecht, Glastropfen im Drahtgeflecht

Signatur

Unten Gravur „Matouš 90“

Größe

H 13,5 Dm 17 cm

Inv.-Nr.

14/0165

Nest

Künstler: Jaroslav Matouš  Land: Tschechische Republik

In den 1980er Jahren waren es Künstler wie Bohumil Eliáš Sen., Vladimír Kopecký und Jaroslav Matouš, die der Malerei auf Glas eine neue Perspektive gaben, der zahlreiche Kolleginnen und Kollegen folgen sollten. Das wesentliche Kriterium ist dabei, das Glas nicht mehr nur als Träger einer dekorativen Malerei aufzufassen, sondern bemalte Skulpturen zu schaffen, bei denen plastisches Arbeiten und Malerei gleichberechtigt nebeneinander stehen und sich aufeinander beziehen. Matouš begann, Zylindern aus hohl geblasenem Glas mit Bohrer und Säge Durchstoßungen und Ausbrüche zuzufügen. Die Malerei bezieht sich auf diese plastischen Formen bzw. sind sie aufgrund einer malerischen Idee entstanden. Die Linie als grafisches, zweidimensionales Element findet in vielen Arbeiten eine plastische Fortsetzung durch Drähte, auf die Glastropfen wie Perlen gesetzt sind. Diese perlen- bzw. tropfenbesetzten Drähte sind zu einem besonderen, immer wiederkehrenden Kennzeichen seines Werks geworden. Sie binden auch mehrteilige Objekte zusammen und bekrönen formgeschmolzene schalenförmige Skulpturen. Seit der Jahrtausendwende arbeitet Matouš auch mit verschmolzenen und abgesenkten Flachgläsern. Immer wieder tritt er auch mit großenformatigen raumbezogenen Installationen auf, wie zum Beispiel 1992 bei der Weltausstellung in Sevilla.

Inspiration für seine Arbeit findet Matouš in der Natur seiner Heimat auf der Böhmisch-Mährischen Höhe, wo sich sein abgelegenes Atelier befindet. Oft stehen sensible Beobachtungen unscheinbarer, alltäglicher Dinge, die erst auf den zweiten Blick wahrgenommen werden, am Beginn seiner Kunst. Das können Tautropfen auf Moospolstern und Blütenkelche sein oder auch eine blühende Wiese aus der Vogelperspektive. Matouš bildet sie nicht einfach ab, sondern erfindet eine höchst poetische Formensprache, mit der er auch die Flüchtigkeit des Moments, das fragile Werden und Vergehen in der Natur einfängt. „In ihrer lyrischen Grundstimmung, die wesentlich aus der absoluten Ausgewogenheit zwischen Glas und Farbe resultiert, sind die neueren Arbeiten Jaroslav Matouš's in der Glaskunst Europas ohne Parallele“, wie Helmut Ricke schrieb.

Eine ausführliche Biographie zu Jaroslav Matouš lesen Sie hier.

Objekte von Jaroslav Matouš in der Sammlung
Tags

Tschechische Republik

Achilles-Stiftung