BIOGRAPHIE

Iittala


Iittala ist die bedeutendste Glashütte Finnlands. 1881 gegründet, wurde hier von Anfang Gebrauchsglas von hoher Qualität produziert. Zahlreiche international bekannte Designer wie z.B. Alvar Aalto, Kaj Franck, Gunnel Nyman, Timo Sarpaneva oder Tapio Wirkkala prägten das Gesicht der Produktion der Marke. Seit den 1940er Jahren gelang es ihnen mit ihren Entwürfen, sich aus dem Schatten des schwedischen Glases zu lösen und das finnische Design in den 1950er Jahren zu Weltruhm zu führen. Zuvor hatte man sich an der erfolgreichen Produktion des Nachbarlandes orientiert. Ziel war es, schöne Alltagsgegenstände zu kreieren, wobei sich die Auffassung von „schön“ zunächst an einer funktionalen Schlichtheit orientierte. Der Unterschied zu Schweden entwickelte sich nun aus der Betonung der Gebrauchsform unter weitgehendem Verzicht auf die Verwendung von Farbglas. Das bedeutete auch eine Abkehr von der Schönlinigkeit der Form und eine Entwicklung hin zu strukturierten Oberflächen, die in einem Spannungsverhältnis zur Form stehen, wie zum Beispiel die „geeisten“ Gläser, deren Wandungen schuppiges oder gerissenes Eis als Vorlage haben. Der Beginn des großen Erfolgs wird greifbar durch die Vergabe von je drei Grand Prix an Tapio Wirkkala auf den Triennalen von Mailand 1951 und 1954, die zu dieser Zeit der Gradmesser für neue Entwicklungen im internationalen Design waren.

Tapio Wirkkala (geb. 1915 in Hanko, Finnland – 1985) war ein sehr breit aufgestellter Gestalter. Von 1933 bis 1936 hatte er an der Schule für Industriekunst in Helsinki Design und Bildhauerei studiert. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als künstlerischer Leiter bei Iittala von 1947 bis 1985 arbeitete er überaus erfolgreich auch als freier Grafiker, Fotograf und Entwerfer in den Bereichen Holz, Metall und Keramik. 1951 erhielt er die Preise in Mailand für die Ausstellungsgestaltung der finnischen Präsentation, für eine Skulptur aus laminiertem Birkenholz und für die Vase „Kantarelli“ (Pfifferling). Sehr schön ist hier zu sehen, wie sich Wirkkala von Naturformen und -strukturen inspirieren ließ, die unregelmäßige Form des Pilzes umsetzte und seine Leisten durch Linienschliff in einen Dekor wandelte. Die Vase ist ein Sinnbild des modernen finnischen Designs und gilt als eines der am meisten in Publikationen aller Art abgebildeten Gläser überhaupt.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Vielseitigkeit wurde Wirkkala zu einem der einflussreichsten Designer weltweit, der für viele bedeutenden Firmen arbeitete, so z.B. über lange Zeit Porzellan für Rosenthal entwarf oder auch immer wieder für Venini in Venedig tätig war. Seit Tyra Lundgrens Arbeit für Venini in den 1930er Jahren gab es immer wieder einen Austausch zwischen dem skandinavischen und dem venezianischen Glas. Ohne seine eigene Linie aufzugeben bewunderte man die Stärken des jeweils anderen: einerseits den Umgang der Skandinavier mit dem farblosen Kristall und ihre kraftvolle, straffe Formkultur und andererseits die Leichtigkeit und das Farbverständnis Venedigs.
Uwe Claassen

Achilles-Stiftung