BIOGRAPHIE

Josef Marek


Josef Marek (geb. 1963 in Varnsdorf, Tschechoslowakei) ging nach seiner Ausbildung zum Glasschleifer an der Glasfachschule Kamenický Šenov 1982 in die Industrie. Bei Crystalex wurden seine herausragenden handwerklichen Fähigkeiten schnell erkannt, und er wurde immer wieder für die Realisierung der Arbeiten prominenter Künstler herangezogen. Nach der „Samtenen“ Revolution von 1989, als die Zulassung der Studenten nicht mehr nach politischen, sondern nach rein künstlerischen Kriterien erfolgte, konnte auch Josef Marek von 1990 bis 1996 an der Hochschule für Angewandte Kunst in Prag studieren. Zuerst war er in der Klasse von Vladimir Kopecký, um dann zu Marian Karel zu wechseln. Marek war umtriebig und absolvierte einige Auslandssemester an der Alfred University in der Nähe von Corning, USA. Nach dem Studium ging er nach Japan, wo er von 1997 bis 2000 am Tayoma City Institute of Glass Art eine Gastprofessur inne hatte. Erst nach seiner Rückkehr etablierte sich Marek als freier Künstler, der seine Kenntnisse als gern gesehener Gastdozent vor allem an englischen Hochschulen an Studenten weitergibt.

Die Jahre in Japan mit seiner Kultur der Konzentration auf das Wesentliche haben Mareks Arbeit nachhaltig geprägt. Gern arbeitet er mit einfachsten geometrischen Formen, die er bisweilen mit Naturmaterialien, vor allem Stein, neuerdings auch mit Hartgips, kontrastiert. In seine Skulptur fließen aber auch starke tschechische Einflüsse ein: Marek arbeitet mit formgeschmolzenem Glas, ganz in der Tradition Libenský/Brychtovás, das er nach dem Vorbild der Schule Václav Ciglers schleift, poliert und bisweilen auch sandstrahlt. Ihn interessiert der innere Raum seiner minimalistischen, geometrisch-abstrakten Skulpturen, den er mal öffnet, mal durch endlose Bänder oder eisblumenhafte Oberflächenstrukturen verschließt, durch lichtundurchlässige Materialien kontrastiert oder durch optimal gesetzte, geschliffene Winkel und Kanten, die besondere Lichtbrechungen und Farbänderungen hervorrufen, mit unerwarteten Perspektiven in Szene setzt.

Inspiration findet Marek in den Kräften und Energien einer natürlichen Ästhetik. Er selbst formuliert es so, dass er der Spiritualität hinter der sichtbaren Welt nachspürt. Dem Alltäglichen möchte er mit seinen Arbeiten etwas besonderes, erfrischendes entgegensetzten. Im Sinne dieses Nachspürens entwickelt Marek seine Skulpturen nicht nur am Reißbrett und lässt sie von anderen ausführen. Er zählt unter den zahlreichen erstklassigen tschechischen Glaskünstlern zu denjenigen, die ihre Arbeiten selbst realisieren. Für ihn ist die eigene Ausführung wichtig, weil er so in jeder Phase des Entstehungsprozesses das entstehenden Volumen erfassen, es erspüren und modifizieren kann. Antonios Sophocleus Evangelistos bringt die Arbeit von Josef Marek in Zusammenhang mit dem platonischen Begriff der „Methexis“, der Teilhabe. Dabei geht es um das Verhältnis individueller Erscheinungen zu ihren überindividuellen Urbildern und die Frage, wie beide einander beeinflussen, aneinander teilhaben. Für Evangelistos sind Mareks skulpturale Vorstellungen und seine daraus resultierenden Arbeiten ein monumentaler Beitrag zum Erreichen absoluter Schönheit und unser aller Teilhabe am Urbild von Schönheit als Summe der menschlichen Mysterien. Marek selbst hält sich mit Aussagen zu seiner Kunst zurück und verweist auf Prägungen durch seinen Japanaufenthalt: “Man legt dort […] weniger Wert auf künstlerisches Ego, auf personalisierte Kunst, sondern strebt nach der perfekten Komposition ohne den ‘Geruch’ der Person dahinter”.
Uwe Claassen

Skulptur: Easter

Skulptur: Flame

Achilles-Stiftung