BIOGRAPHIE

Askold Žáčko


Askold Žáčko (geb. 1946 in Bratislava, Tschechoslowakei – 1997) beschäftigte sich während seiner Ausbildung an der Glasfachschule Železný Brod zwischen 1960 und 1964 unter anderem mit Formschmelzverfahren, die damals vor allem für architekturbezogene Arbeiten eingesetzt wurden. Bald nach seinem Abschluss wechselte er in das von Václav Cigler neu eröffnete Atelier für Glas in der Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Bratislava. Dort arbeitete Žáčko nun mit für ihn völlig entgegen gesetzten Mitteln, mit Blöcken von farblosem optischen Glas, die zu abstrakten, teils gerundeten, teils streng geometrischen Skulpturen geschliffen wurden. Durch Lichtbrechungseffekte verzerren und spiegeln sie bei der Durchsicht den Raum und werden so als Kontrapunkt zu einem Bestandteil der Architektur. Es ist eine konkrete kinetische Kunst, die sich auf Augenhöhe zur internationalen Kunst auch des Westens befand. Weil sie im Zusammenhang mit der Architektur stand und nicht mit den klassischen freien Künsten Malerei und Skulptur, konnte die staatlich vorgegebene Orientierung auf den Sozialistischen Realismus unterlaufen werden. Žáčko gehörte zu Ciglers ersten Studenten und übernahm dessen Arbeitsweise, optische Eigenschaften des Glases künstlerisch zu erkunden. Als in den 1980er Jahren die Arbeit mit geschliffenem optischen Glas durch innovative Formschmelzverfahren und andere Arbeitsweisen abgelöst wurde, waren es eher jüngere Schüler von Václav Cigler wie Pavol Hlôška oder Miloš Balgavý, die den Willen und die Innovationskraft besaßen, hier neue Wege zu finden. Andere wandten sich vom optischen Glas ab. So auch Askold Žáčko.

Nach dem Studium arbeitete Žáčko wie viele andere Glasgestalter in verschiedensten Bereichen: Er teilte sich ab 1971 eine Werkstatt mit Lubomír Arzt, und den Brüdern Jozef und Pavel Tomečko, wo sie Skulpturen ganz im Sinne Ciglers schufen. Er entwickelte zudem komplette Raumgestaltungen wie den Konferenzsaal des Nationalunternehmens Tatrasklo in Trnava, dessen künstlerischem Beirat er als Vorsitzender angehörte. Zudem arbeitete er als Designer und entwarf Tische, Schmuck und Gebrauchsglas für die maschinelle Massenproduktion. 1979 wurde Žáčko Nachfolger von Václav Cigler an der Kunstakademie in Bratislava. Dessen künstlerische Orientierung war zunehmend politisch aufgestoßen, so dass seine Arbeit staatlicherseits behindert wurde und er schließlich die Hochschule verließ. Für Žáčko sprachen seine breit gefächerten Erfahrungen und seine Vernetzung in die Glasindustrie. Unter seiner Leitung konzentrierte sich der Lehrplan zunehmend auf Glasdesign. Mit dem Unternehmen Tatrasklo konnte eine Kooperation vereinbart werden, die die Ausbildung der Studenten stärker an dessen Bedürfnisse band, ihnen aber auch bereits früh die Gelegenheit eröffnete, eigene Entwürfe realisieren zu können. Entsprechend der neuen Orientierung erhielt der Ausbildungsgang einen neuen Namen: Abteilung für Kunstglasgestaltung.

Die Skulpturen von Žáčko unterscheiden sich von denen seiner Kollegen dadurch, dass sie schon früh an Strenge verloren. “Baroko” – Barock nannte er 1981 eine Arbeit, in der wellenartige Bänder das geometrische Grundgefüge kontrastieren. Bisweilen entstanden sogar figurative Arbeiten. Die Tätigkeit an der Akademie schränkte seine Zeit für die eigene künstlerische Arbeit stark ein. Obwohl sehr erfolgreich, legte Žáčko nach einer Einzelausstellung 1986 eine kreative Pause ein, um nach neuen Wegen zu suchen. Er wollte stärker mit emotionalen Inhalten arbeiten. 1988 kam er mit Skulpturen zurück, die zwar noch aus verklebtem optischen Glas bestehen, jetzt aber auch transparente Farben beinhalten und trotz abstrahierter Form eindeutig figürlich bestimmt sind. Vor allem sind es Clowns, in denen er seine eigene Situation reflektierte, zerrissen zwischen den Ansprüchen, die einerseits von den Studenten und der Industrie an ihn gerichtet wurden und andererseits seinen Ansprüchen für die eigene kreative Arbeit. 1990 verließ er die Stelle an der Akademie und brach noch einmal mit seiner Arbeitsweise. Žáčko kehrte zurück zu seinen Anfängen in Železný Brod, zum formgeschmolzenen Glas, das mittlerweile eine führende Rolle eingenommen hatte. Assoziationsreiche, archetypische Figuren wurden nun zu seinen Motiven: Der König, die Dame, das Pferd, der Vogel, das Kamel und andere. Wie schon bei “Baroko” von 1981, beziehen sie formal ihre Spannung aus dem Kontrast einer planen und einer geradezu wuchernden Ansicht, häufig kontrastiert von ein- oder aufgeklebten Glaselementen in einer anderen Farbe.
Uwe Claassen

Skulptur: Kamel

Achilles-Stiftung